Wo kommen die Fußbälle her? Wie werden sie hergestellt?

Das waren die Ausgangsfragen des Workshops, an dem die 8b im Juli 2024 teilgenommen hat. Während der Auseinandersetzung mit dem Thema Sport und Fairer Handel sind weitere Fragen entstanden, mit denen wir uns befasst haben:

  • Was haben die globalen Nachhaltigkeitsziele mit Sport zu tun?
  • Wie ist der Ball historisch entstanden?
  • Wie kann man einen Ball selbst nähen?
  • Was kann fairer Handel bei Fußbällen bedeuten?
  • Wie können wir ein nachhaltiges System aufbauen?
  • Was kann der Sport tun, um die Nachhaltigkeitszielen zu erreichen, die für die Weltgemeinschaft eine wichtige Rolle spielen?

Was haben wir Neues/Wichtiges über uns als Klasse, das Thema und den Lernort gelernt?

Neu war für uns, dass Wilhelmsburg die größte innerstädtische Insel Europas ist. Die Elbe fließt nördlich und südlich von Wilhelmsburg. Vor 10 Jahren fand im Wilhelmsburger Inselpark ein Festival als große internationale Gartenschau statt. Auch die Kulturkapelle, unser Lernort, wurde im Park für alle möglichen Kulturveranstaltungen etabliert.

Wir haben etwas über die Lieblingssportarten unserer Klasse gelernt. Dazu gehören Angeln, Tennis, Federball, Taekwondo, Volleyball, Basketball, Rugby, Tanzen und Fußball. Es gibt aber auch viele Mitschüler:innen in unserer Klasse, die keinen Lieblingssport haben. Statistisch gesehen spielt Fußball im Vereinssport eine große Rolle. Viele von uns schauen sich gerne die EM-Spiele an und fiebern begeistert mit. Einige sagen aber auch, dass sie froh sind, wenn es bald zu Ende ist, damit andere wichtige Themen wieder in den Fokus kommen.

Zum einen haben wir gelernt, dass der Ball durch verschiedene Verfahren hergestellt wird: hybrid, handgenäht, maschinell und zusammengeklebt. Zum anderen haben wir viel Hintergrundwissen über das Land Pakistan erhalten. Pakistan, als ehemalige Kolonie Englands, ist heute ein recht konservatives Land. In diesem Land spielt Geschlechtertrennung eine wichtige Rolle. Deshalb gibt es dort Nähstuben für Näherinnen und Näher. Obwohl viele Fußbälle der Welt dort hergestellt werden, ist Cricket der Nationalsport. Achtzig Prozent der handgenähten Sportbälle werden in der Industriestadt Sialkot in Pakistan hergestellt. Wir konnten einen Einblick bekommen, wie die Arbeit ist in einer Nähstube in Sialkot aussieht. Dort braucht man ca. zwei Stunden, um einen Fußball zu nähen. Die Arbeitszeiten sind lang und die Arbeitsbedingungen schlecht. Es ist üblich, dass Näherinnen und Näher nicht pro Stunde, sondern pro Ball bezahlt werden.

Ein heutiger Fußball wird aus 32 Panels hergestellt (aus 12 Fünfecken und 20 Sechsecken). Das Muster ist aus der Natur abgeschaut. Es gibt ein chemisches Molekül, das exakt die gleiche Struktur hat, wie ein Fußball. Bevor man den Fußball baute, stellt man sich die Frage, wie man eine runde Fläche aus möglichst vielen Einzelteilen bauen kann. Der erste Fußball in der Geschichte wurde aus Rindsleder, Sehnen, Schweineblase hergestellt. Der Nachteil des Balls war, dass er Wasser aufgesogen hat und nicht mehr spielfähig war.

In diesem Workshop haben wir auch die 17 Nachhaltigkeitsziele kennengelernt. Dann haben wir uns damit befasst, was der Sport tun kann, um diese Ziele zu erreichen. In dem Kontext haben wir erfahren, dass ein handgenähter Ball von der Derby-Star 3-mal so viel (159,90 Euro) kostet, wie das Monatsgehalt eines Nähers/einer Näherin in Pakistan. Außerdem ist das Monatsgehalt von Cristiano Ronaldo im Vergleich zu einer Näherin eines Fußballs 300.000-mal höher. Das durchschnittliche Monatsgehalt einer Näherin in Pakistan liegt bei 50 Euro. Um ein Leben in Würde führen zu können (d. h., gesunde Ernährung, Bekleidung, gesundheitliche Versorgung, Bildung, Wohnung, Ersparnisse, Transport) braucht ein Mensch in dieser Region 120 – 150 Euro. Mit seinem aktuellen Vertrag verdient Ronaldo 15 Mio. Euro im Monat. Es sind Extreme, die in der Sportindustrie in entgegengesetzten Polen eine wichtige Rolle spielen.

Global Goals

Wir haben am Beispiel von Bällen gelernt, wie wichtig es ist, bewusster einzukaufen und uns dabei Gedanken zu machen, welchen Produktionsketten ein Produkt in der Herstellung durchläuft, bis es bei uns angeboten wird.

Fragen, mit denen wir nach Hause gingen:

  • Haben wir als Konsumenten in der Bekleidungsindustrie einen Einfluss?
  • Sollten Schulen nicht auf zertifizierte Fairtrade*-Sportbälle umsteigen, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern?
  • Mit welchen Ungerechtigkeiten wird die Weltgemeinschaft konfrontiert, wenn Unternehmen nur profitorientiert vorgehen?
  • Warum können profitorientierte Unternehmen wie Puma, Adidas oder Nike den Menschen in Entwicklungsländern nicht einen gerechten Lohn zahlen und bestimmte Standards einhalten, um auf diesem Weg ihr Leben vor Ort nachhaltig zu verbessern?
  • Es gibt die Kritik, dass viele Menschen gar nicht die Wahl haben, da sie es sich nicht leisten können, Fairtrade Produkte zu kaufen. Bräuchten wir da nicht ein systemisches Denken? Warum wird die Verantwortung auf die Konsumenten abgewälzt?
  • Sollte es statt des Fairtrade-Systems nicht Gesetze geben, die weltweit gelten und die Unternehmen unmöglich machen, Menschenrechte zu missachten?

*Fairtrade ist ein Verein, der an verschiedene Unternehmen ein Siegel vergibt. Es wird sichergestellt, dass da z. B. ein weitaus höherer Lohn bezahlt wird oder besonders auf Umweltschutz geachtet wird. Es ist eine von vielen Lösungen, um Gerechtigkeit im Welthandel zu fördern.

                                                                                                                         SHI